Der große Wurf
Paderborner Rollstuhl-Basketballer feiern Erfolg.
Quietschende Reifen, Aluminium knallt auf Aluminium: Nach 14 Spielen, 28 Punkten und über tausend geworfenen Körben können die Rollstuhl-Basketballer aus der Dom-Stadt die Meisterschaft und den Aufstieg in die zweite Bundesliga feiern. Nun soll der Traum der zweithöchsten Liga Deutschlands länger anhalten - und dafür geben die Ahorn-Panther alles!
Die Aufstiegsmannschaft der Ahorn Panther mit Trainer Detlef Tipp und Youngster Darius Friesen (vorne).
Beim Rollstuhlbasketball dürfen gleichermaßen Behinderte und Nicht-Behinderte Sportler, sogenannte „Läufer“ oder "Fußgänger", mitspielen. Gespielt wird auf dem Standard-Basketballfeld und eine Mannschaft besteht ebenfalls aus fünf Feldspielern, da kann es schnell mal unübersichtlich werden. „Diese Mannschaft beherrscht ein gesundes Chaos. Das verschafft uns manchmal sogar einen Vorteil gegenüber anderen Teams“, so Trainer Detlef Tipp.
Um einen fairen Wettkampf zwischen mehr oder weniger eingeschränkten Sportlern zu gewährleisten, werden die einzelnen Spieler in Klassen eingeteilt. Diese drücken die individuelle Einschränkung aus. Jede Mannschaft setzt sich somit gleichmäßig zusammen und Vor- oder Nachteile können kompensiert werden.
Mit verantwortlich für den Erfolg dieser Mannschaft ist Trainer Detlef Tipp, der sein Amt bereits seit 27 Jahren mit Leidenschaft ausübt – dazu gehören auch immer wieder neue Herausforderungen: „Scouting gestaltet sich in unserem Sport mehr als schwierig. Man müsste bereits Schüler, die im Rollstuhl sitzen, für den Sport begeistern.“, führte der Meistertrainer aus. Konkret bedeutet das, junge Menschen, die an den Rollstuhl gebunden sind, direkt an den Schulen im Klassenzimmer anzusprechen und sie zum Probetraining zu motivieren. „Offizielle Listen der Stadt, wie viele Schulkinder im Rollstuhl sitzen, bekommen wir nicht und auf meine Anfrage an alle Schulen in der Umgebung gab es nicht eine einzige Rückmeldung!“ berichtet der Trainer ernüchtert.
Jedoch ist genau das sinnvoll! Denn: Bis zum 18. Lebensjahr unterstützen Krankenkassen die Sportler mit einem Sport-Rollstuhl, welcher mit 5.000 Euro sehr kostspielig ist. „Die meisten Eltern wissen von diesen Angeboten der Krankenkassen schlichtweg nichts – das erschwert uns die Arbeit enorm“, erklärt Tipp.
Anders lief dies bei Darius Friesen, dem 21-jährigen Nachwuchstalent der Ahorn Panther. Er bekam seinen ersten Sportrollstuhl gesponsert und konnte so mit den besten Voraussetzungen durchstarten. „Durch einen Kumpel bin ich zum Rollstuhlbasketball gekommen und habe direkt gemerkt, dass ich dranbleiben will.“ Schnell konnte Darius sein Talent auch international unter Beweis stellen: „Ich wurde zu Testspielen nach Großbritannien eingeladen und durfte auch bereits mit der Herrennationalmannschaft ein Trainingscamp absolvieren“, erzählt der Youngster. Im August 2018 wird die Weltmeisterschaft des Rollstuhlbasketballs in Hamburg eröffnet. „Da werde ich natürlich dabei sein und die Jungs anfeuern“.
Tanita Belke, Wencke Willemsen & Tim Wycisk; 23.05.2018
Katharina Hatting ist "Fußgängerin" bei den Ahorn Panther Paderborn.
Dieser Artikel ist im medienpraktischen Seminar "Trimediales Arbeiten" entstanden. Weitere Ergebnisse dieser Seminarreihe finden sich unter dem Stichwort Trimedial im Medienpool.