„Brexit Paderborn“
Abzug britischer Truppen sorgt für massive Veränderungen
Die bereits geräumte Alanbrook-Kaserne an der Elsener Straße.
Bis zum Jahr 2020 ziehen alle britischen Truppen aus Nordrhein-Westfalen ab. Damit verlassen in den kommenden Jahren bis zu 20.000 Soldaten und deren Angehörige das Bundesland. Besonders betroffen ist Ostwestfalen mit Kasernen in Herford, Bielefeld und insbesondere auch Paderborn. Dort verlassen ca. 4000 Soldaten die fünf Standorte.
Mit dem Abzug der britischen Truppen geht in Paderborn eine über 70-jährige Ära zu Ende. In dieser haben die Soldaten Stadt und Region mitgeprägt. „Aus den Besatzern sind doch auch Freunde geworden“, betont Alexandra Haine von der Stadtverwaltung Paderborn. Durch den kulturellen Austausch wurden beide Seiten geprägt. Für Deutsche sowie Briten wird es ein schwerer Abschied.
Gerade für die Region Paderborn hat der Abzug auch finanzielle Auswirkungen. Einzelhandel, Gewerbe sowie Gaststätten und Lokale haben sich über die Jahre auf die Soldaten eingestellt und profitieren wirtschaftlich von den Briten. So sind viele Pubs, wie es sie auch in Großbritannien gibt, Treffpunkte für Soldaten. Besonders hart trifft es die vielen zivilen Angestellten der britischen Armee in Deutschland, die mit dem Abzug ihren Job verlieren. Auch die Stadtteile, in denen die Militärfamilien gewohnt haben, werden betroffen sein. Die genauen Auswirkungen werden wohl erst nach dem Abzug sichtbar, aber für Paderborn ist es sicher ein Verlust.
Der Deutsch-Englische Club in Paderborn befasst sich auch mit der Abzug der britischen Armee.
Um entsprechend zu reagieren hat die Stadtverwaltung die sogenannte Verwaltungsabteilung „Paderborner Konversion“ eingerichtet. „Konversion“ ist ein militärischer Begriff für den Abzug der Truppen. Die Abteilung bietet Ansprechpartner sowie Dialogmöglichkeiten für die Bürger und organisiert Veranstaltungen zu diversen Themen rund um den Abzug. Alexandra Haine beschreibt das Aufgabenfeld der Abteilung wie folgt: „Wir in der Stadtplanung sind damit beauftragt, die Kasernenflächen für eine zivile Nachnutzung umzuwandeln. Das Ziel ist es, eine nachhaltige Stadtentwicklung zu fördern.“
Die Stadtverwaltung sei außerdem darum bemüht, die Flächen für die Bevölkerung nutzbar zu machen. Angestrebt wird eine vielseitige Bebauung mit Wohneinheiten, Dienstleistung, Gewerbe- und Grünanlagen. Aktuell läuft ein öffentlicher städtebaulicher Wettbewerb, in dessen Rahmen das Gelände der Alanbrooke-Kaserne neu gestaltet werden soll. Diese liegt an der Elsener-Straße zwischen Kernstadt und Riemeke-Viertel und wurde bereits geräumt. Die Alanbrooke-Kaserne und die noch freiwerdenden Kasernengebäude und Grundstücke stehen derzeit noch größtenteils zum Verkauf.
von Adrian Bürks, Philippe Labonde, Hendrik Lüken; 28.11.2016
Dieser Artikel ist im medienpraktischen Seminar "Trimediales Arbeiten" entstanden. Weitere Ergebnisse dieser Seminarreihe finden sich unter dem Stichwort Trimedial im Medienpool.